Lange Zeit ging es nur bergauf: Über ein Jahr hinweg stiegen die Immobilienpreise in Deutschland kontinuierlich. Der Europace Hauspreisindex (EPX) zeigte in den letzten 13 Monaten einen Gesamtanstieg von 3,82 Prozent für Wohnimmobilien. Nun gibt es erstmals einen Dämpfer: Im Februar bleibt der Gesamtindex exakt auf dem Stand des Vormonats – 216,89 Punkte.
Ein genauer Blick auf die Zahlen
Während sich der Immobilienmarkt im letzten Jahr stabil erholte, gibt es nun eine erste Verschnaufpause. Die Entwicklung innerhalb der Segmente zeigt jedoch deutliche Unterschiede:
✅ Neubauhäuser setzen Höhenflug fort: Die Preise steigen weiter und erreichen mit 237,81 Punkten ein neues Rekordhoch (Januar: 237,13 Punkte). Neubauten bleiben gefragt, trotz anhaltender Herausforderungen in der Bauwirtschaft.
📉 Bestandshäuser schwächeln: Der Preisindex für Bestandsimmobilien fällt im Februar erneut – von 198,15 auf 197,22 Punkte. Das ist bereits der zweite Rückgang in Folge.
📊 Eigentumswohnungen stabilisieren sich: Leichter Anstieg von 215,40 auf 215,63 Punkte – das vierte Wachstum in Folge, aber mit deutlich weniger Dynamik als zuvor.
Ein Monat Pause – Einbruch oder Normalisierung?
Nach 13 Monaten stetiger Preissteigerungen ist eine Stagnation kein Grund zur Sorge. Märkte verlaufen nie völlig linear – eine Seitwärtsbewegung oder sogar eine leichte Korrektur sind ganz normal.
Blick nach vorn: Wie geht es weiter?
- Bauzinsen als Unsicherheitsfaktor: Die EZB hat am 6. März den Einlagensatz auf 2,5 Prozent gesenkt. Doch entscheidend für Immobilienkäufer sind die langfristigen Marktzinsen. Seit dem 4. März sind die Renditen für zehnjährige Bundesanleihen von rund 2,50 Prozent auf 2,86 Prozent gestiegen – das könnte in den nächsten Monaten zu höheren Bauzinsen führen oder auf aktuellem Niveau verharren. Die ING hatte bereits kurzfristig auf den rasanten Anstieg der 10-jährigen Staatsanleihen reagiert und die Zinsen um 50 Basispunkte angehoben.
- Finanzpolitik und Neuverschuldung: Pläne für eine massive Neuverschuldung könnten die Zinsen weiter antreiben. Steigende Finanzierungskosten würden den Immobilienmarkt bremsen – vor allem für Käufer von Bestandsobjekten.
Fazit: Markt im Wandel, aber kein Grund zur Panik
Der Februar markiert eine Pause im Preisanstieg, aber keinen Einbruch. Besonders Neubauten bleiben gefragt, während Bestandsobjekte vorsichtiger bewertet werden. Entscheidend für die kommenden Monate wird sein, wie sich die Finanzierungskosten entwickeln – denn höhere Bauzinsen könnten den Immobilienmarkt ausbremsen.
Was bedeutet das für Käufer und Verkäufer?
- Käufer sollten die Entwicklung der Bauzinsen genau im Auge behalten – jetzt könnte noch ein guter Zeitpunkt für eine Finanzierung sein.
- Verkäufer von Neubauten profitieren weiterhin von stabiler Nachfrage.
- Eigentümer von Bestandsimmobilien müssen sich möglicherweise auf eine schwächere Preisentwicklung einstellen.
Die nächsten Monate bleiben spannend – ein echter Trendwechsel oder nur eine kurze Verschnaufpause? Das bleibt abzuwarten. 🚀

Hintergrund: Wie entsteht der Europace Hauspreisindex (EPX)?
Der EPX hedonic basiert auf Transaktionsdaten privater Immobilienfinanzierungen der unabhängigen Europace-Plattform. Über Europace werden rund 20 Prozent aller Immobilienfinanzierungen für Privatkunden in Deutschland abgewickelt.
Der Index wurde 2005 in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) entwickelt und wird seitdem monatlich erhoben. Die Berechnung erfolgt mithilfe eines statistischen Verfahrens, das gemeinsam mit Finpolconsult entwickelt wurde.
- Hedonische Regressionsanalyse:
Ziel dieser Methode ist es, den reinen Preiseffekt pro betrachteter Periode herauszustellen. Der Gesamtindex setzt sich aus den Einzelindizes für Bestands- und Neubauhäuser sowie für Eigentumswohnungen zusammen. - Langfristige Datenverfügbarkeit:
Alle Daten seit 2005 sind abrufbar und dürfen unter Nennung von Europace als Quelle kostenfrei genutzt werden.
Ein wichtiger Indikator – aber mit Einschränkungen
Der EPX ist einer der fundiertesten Indizes zur Preisentwicklung am deutschen Immobilienmarkt. Er bietet eine wertvolle Orientierung für Käufer, Verkäufer und Investoren, hat jedoch auch eine entscheidende Einschränkung:
Der Index basiert ausschließlich auf finanzierten Transaktionen.
Das bedeutet, dass Bargeschäfte oder Käufe ohne Fremdfinanzierung nicht erfasst werden. Gerade in höherpreisigen Segmenten oder bei vermögenden Käufern kann dies zu einer Verzerrung führen. Wenn der Anteil der bar bezahlten Immobilienkäufe steigt, könnte der EPX die tatsächliche Preisentwicklung nur eingeschränkt widerspiegeln.
Trotz dieser Limitation bleibt der Europace Hauspreisindex ein bedeutendes Instrument zur Beobachtung von Trends und Entwicklungen auf dem Immobilienmarkt – mit der richtigen Einordnung kann er wertvolle Einblicke liefern.